Bericht von der Semenawa Kinbaku Kenkyûkai

Letzten Freitag hatten wir das Privileg, an der Naka Akira’s Semenawa Kinbaku Kenkyûkai in der Kinbaku Lounge, Copenhagen teilzunehmen.

Es war bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass wir Sensei zuhören und beim fesseln sehen konnten – nach einer sehr intensiven Präsentation in Studio Yukari, London im Februar.

Naka-san war bester Laune und bezeichnete Kopenhagen als seine zweite Heimat und wies darauf hin, dass dies der Ort sei, den er in Europa bisher am häufigsten besucht habe.

Der Saal war voll, aber gleichzeitig war es eine sehr gemütliche, intime Atmosphäre. Naka-san begann zu sprechen, noch bevor die Besitzer des Veranstaltungsortes, Scot und Tanja, ihre Einführung machen konnten.

Naka-san erzählte von seinem eigenen Weg zum Kinbaku, ähnlich wie die bekannte Geschichte, aber mit vielen neuen und erfrischenden Details. Er erzählte von seiner ersten Begegnung mit Nureki Chimou, wie er anfing, das fesseln zu lernen, wie er auf seiner Suche nach Seilen als Neuling die Besitzer des Ogawa-Seilgeschäfts traf, und so weiter.

“Before Nureki, Kinbaku was incomplete. Nureki gave it shape – and influenced everyone else in their work.”

Er sprach auch über seine Arbeit als Schauspieler in der Erotikindustrie und wie er zum ersten Mal nach Europa kam.

Es scheint ihm wichtig zu sein, die Geschichten zu erzählen, sie weiterzugeben, die Erinnerung lebendig zu halten. Wie viele von „uns“ macht er sich Sorgen, dass die Namen und ihre Geschichten in Vergessenheit geraten.

Also hat er sein Seil massiert – und geredet.

Aber dann ging es natürlich auch ums Binden, darum, sein Handwerk zu demonstrieren. Auf der Tatami, zeigte uns Sensei, was Semenawa für ihn bedeutet. Seine erste Session war mit Lea, einem Mitglied der Kinbaku Lounge Gemeinschaft. Es war ihre erste Begegnung (in Seilen).

„Ich bin aufgeregt – und nervös“, sagte Naka-san…

Jeder konnte sehen, wie Naka-san die Session genoss. Seine Menschlichkeit und sein Einfühlungsvermögen kamen zum Vorschein. Er tat das, was ich „verrückten Scheiß“ nenne, verdrehte und quetsche und dehnte ihren Körper auf viele Arten – und behielt dennoch eine enge Verbindung, eine wachsame Präsenz. Und natürlich machte er sie sehr schön in ihrem Leiden, das sie ihm – und uns, den perversen Zuschauern – so großzügig präsentierte.

Nach einer kurzen Pause stellte er Iroha-san vor. Sie sind jetzt 10 Jahre zusammen und, wie er sagte, hat sie ihn immer unterstützt.

Iroha-san ist keine Frau, die viele Worte macht. Sie spricht mit ihrer intensiven Präsenz, ihrer Hingabe und ihrer Schönheit*.

Ohne weitere Geschichten gingen wir also in die zweite Sitzung des Abends.

Iroha-san trug einen Kimono, der von Naka-san ausgesucht worden war. Er bemerkte dazu, dass er nicht versteht, warum so viele westliche Menschen einen Kimono für ihre Sitzungen tragen, obwohl er nicht auf ihre Körperform zugeschnitten ist und viele außerdem nicht verstehen, wie er angezogen wird.

Er hat das nicht verurteilt, sondern war eher neugierig auf ihre Beweggründe. Und ich denke, es gibt einen großen Raum für mehr kulturellen Austausch und Übersetzung, um unser Verständnis dafür zu vertiefen, was Kinbaku für die Japaner bedeutet.

Aber zurück zur Show. Die Stimmung, die Energie war anders als bei der ersten Session. Und wie kann es anders sein. Während es sich bei der ersten Session um eine erste – wahrscheinlich einmalige – Begegnung handelte, ist diese Session voller Verbindung und Geschichte. Sie kennen einander so gut. Und dennoch widmet Iroha-san ihm ihren Körper und ihre Seele, immer und immer wieder.

Und Naka-san findet die Faszination immer wieder aufs Neue.

Die Sitzung war ruhig und heftig. Sie war erstickend und erdrückend. Ich glaube, Naka-san war sehr inspiriert von einigen alten Zeichnungen von Seiu Ito. Aber vielleicht hatte nur ich diese Phantasie…

Nachdem die Session vorbei war, gingen wir alle in den anderen Raum. Parallel dazu fand eine „Shibari-Nacht“ statt, die übliche Freitagabend-Jam. Die Leute fesselten und peitschten sich – und eine gehörige Portion „Hentai“ gab es auch. Nach einer kurzen Pause kamen die Japaner, um zuzusehen.

So haben wir uns 2017 das erste Mal getroffen, 4 Monate vor unserem allerersten Workshop mit ihnen: Naka-san saß auf dem Boden, umgeben von seinen Schülern und dem Übersetzer – und schaute den Europäern beim Bondage zu. Ich glaube, er genießt es wirklich.

“I get excited, seeing this” he reports, “I need to hold myself back not to join” “To make it better?” someone asks. “No, I do not think that way – I just want to add” he says.

Und ich denke – es gibt noch so viel mehr von ihm zu lernen. Viele andere Dinge als nur die Knoten…

*Dennoch: Es gibt die Gelegenheit, aus erster Hand von Iroha-san über ihre Reise in den Seilen und ihre Rolle als vielleicht berühmteste Rope-Bottom zu hören: The collors of Iroha, hosted by Studio Yukari