Die sechs schlimmsten Fehlen die Anfänger im Kinbaku immer wieder machen

Seit ich Anfänger in Kinbaku unterrichte, beginne ich meine Workshops mit dem Satz: „Ich möchte Euch beibringen, was ich mir gewünscht hätte, jemand hätte mir das beigebracht, als ich angefangen habe.“ Mein Anfang in Kinbaku war wirklich nicht gut. Das war nicht nur so, wie ich schon vor fast 10 Jahren damit angefangen habe, zu einer Zeit, wo die Szene gerade erst begonnen hatte, sich zu entwickeln und die Chancen, einen Lehrer oder einen Workshop zu finden, weniger reichlich waren als sie es jetzt sind. Es war vor allem so, weil ich viele Fehler gemacht habe. Also musste ich Kinbaku den harten Weg lernen. Ich hatte nur insofern Glück, dass ich nie (auf Bambus klopfen) irgend jemandem Schaden zugefügt habe (Seilbrand und Pinchings mal beiseite gelassen).

Ich sehe es als meine Mission, meine Fähigkeiten als Wissenschaftler und Strategieberater auch dafür zu nutzen, um eine Struktur in das Material zu bringen und ein System zu finden, um Kinbaku konsequent Anfängern beizubringen. Meine Intention ist es, Anfänger so schnell wie es sicher möglich ist auf einen hohen Standard zu bringen, von dem aus sie Kinbaku selbst erforschen können.

Sechs Anfängerfehler im Kinbaku

Deshalb gibt es hier eine Zusammenfassung der in meiner Meinung schwersten Fehler, die Anfänger ganz häufig machen, wenn sie beginnen Kinbaku / Shibari / Seil Bondage zu lernen:

Fehler Nummer eins: Kein regelmäßiges Training

Es gibt viele Leute, die gerne (ein bisschen) fesseln lernen wollen und die daran interessiert sind, Workshops zu machen, aber sie haben nie Zeit zu üben. Ich war hier lange selber schuldig im Sinne der Anklage. Es mich viel gekostet (auch Geld!), mir das einzugestehen. Aber die Wahrheit ist: Es gibt keine (Handwerks)kunst, die mit dem heiligen Geist über Nacht kommt, keine Kampfkunst, keine Kalligraphie, keine Musik. Hat Jimmy Hendricks regelmäßig auf dr Gitarre geüb? Ich wette, er hat! Natürlich, nach einer Weile, vermischen sich das Ausüben der Kunst und das „Training“. Aber als Anfänger müsst Ihr regelmäßig Zeit reservieren legen, um das wiederholen, was Ihr gerade im letzten Workshop gelernt habt.

Fehler Nummer 2: Kein fester Lehrer

Das zweithäufigste Muster ist nicht Takate Kote, sondern die Tendenz, vom Lehrer zum Lehrer zu springen, von Workshop zu Workshop, von Stil zu Stil. Sicher, das gibt viele Inspirationen, und oft haben Anfänger nicht einmal eine Ahnung, was sie wirklich wollen, also probieren sie alles aus. Für den Anfang ist das vielleicht eine gute Idee, aber besser früher als später es ist wichtig, einen Lehrer und / oder einen Stil zu finden, mit dem Du Dich wohl fühlst, und dabei zu bleiben – für eine Weile. Das ist wichtig, denn die Anfänger-Ausbildung zielt darauf ab, die Basis zu setzen. Wie wirst Du jemals zu Hause üben, wenn Du 5 verschiedene Wege gesehen hast, um einen Single Column Tie zu machen, aber keinen davon in Deine (Muskel-) Erinnerung gebracht hast? Wie gehst Du jemals sicher vom Boden in die Luft, wenn Du im Dschungel von zu vielen Variationen der Grundmuster verloren gehst? Ich sage nicht, dass alles, was da draußen ist, die gleiche Qualität hat. Was ich sage, ist: jemanden finden, der gute Qualität zu bieten hat und für Dich im Stil ansprechend ist und lerne von dieser Person. Lerne einen Weg, eine Fesslung zu machen – zuerst. Ihr könnt Euch später nach Variationen umschauen. Ich predige hier keinen bestimmten Stil. Ich habe meinen gefunden, aber es ist nicht notwendigerweise der richtige oder beste für jeden. Egal, welcher Stil: traditionell Japanisch oder mehr laissez-faire Europäisch, weicher oder härter – wenn er Dich anspricht und ein konsequentes System zum Lernen und Fortschritt bietet – vertiefe Dich darin.

 Fehler Nummer drei: Zu schnell zu viel wollen

Viele Leute wollen zu viel zu schnell. Das ist verständlich. Wieder bin ich der erste, der für diese Schwäche die Hand hebt. Ich meine, in diesen Tagen, wo die Bühne ruft, und da so viel Schönes aber auch extreme Sachen zu sehen sind, ist es leicht, den Eindruck zu erwecken, dass es der einzige Weg ist, um erfolgreich zu sein, den Berg hinauf zu rennen. Aber es ist kontraproduktiv. Es macht großen Druck sowohl für das Modell als auch für den Rigger. Es macht Eure Praxis unsicher. Es führt zu Frustration, die vielleicht dazu führt, noch weniger zu üben. Also, wenn Ihr zu schnell zu viel  wollt, macht Ihr oft am Ende noch weniger Fortschritt. Das bedeutet nicht, dass Du nicht ehrgeizig sein solltest. Es bedeutet auch nicht, dass Du jahrzehntelang trainieren musst, bevor Du „sicher“ eine Basis-Fesslung machen kannst. Wenn Du einen guten Lehrer hast, mit einem guten System und wenn Du zu Hause trainierst (!), kannst Du in kurzer Zeit richtig geile Scheisse in Bondage machen (wenn dies Deine Absicht ist). Es ist nicht die absolute Zeit in Jahren, die zählt, sonder die Zeit, die Du mit regelmäßiger Übung und konsequentem Fortschritt in einem guten und gut aufbereitetem System, verbringst.

Fehler Nummer 4: Stagnation (oft in Verbindung mit „keine Praxis“)

Ich beobachte aber auch den entgegengesetzten Ansatz. Eine Menge Leute spielen den Ball niedrig. Näh … wir sind nicht bereit … Wir können das nicht machen und wir können dies nicht machen. Sie sagen das, auch wenn sie regelmäßig üben. Meine Hypothese ist, dass diese Selbstlimitierung von Lehrern angefeuert wird, die versuchen, Kinbaku zu einer hermetischen Kunst zu machen: Nur wenn Du die Weisheit vom Meister vom Berge bekommst, nach Jahren und Jahren des bescheidenen Trainings, bist Du bereit … Bullshit! Viele Leute sind auch besorgt über die Sicherheit (natürlich!) oder ihre körperliche Fähigkeiten. Ich möchte sagen: Kinbaku ist nicht Atomphysik. Ja, Du brauchst einen Lehrer, und ja, du musst üben … aber am Ende ist es nicht so schwer, wie eine japansiche Kampfkunst. Entspannt Euch, habt Spaß. Vertraut Euch und traut Euch auch mal komplexere Sachen zu, sie müssen nicht perfekt sein. Genießt den Prozess, mit Euch und den Seilen. Die besten Momente finden sich oft nicht in den gefährlichsten und künstlerischsten Suspensionen. Ich sag‘ ja nur…

Fehler Nummer Fünf: Zu schnell „frei“ fesseln zu wollen

Ich weiß, jeder wird mich dafür hassen, aber da mich sowieso alle schon hassen, weil ich darauf bestanden habe, das übennwichtug ist, werde ich es sagen: Die Reihenfolge für das Lernen jeder auf einem „Handwerk“ bestehender Kunst ist:

1. Lernen der grundlegenden Techniken

2. Entwicklung einer Virtusität in der Anwendung

3. Kreatives Brechen der Regeln

Es ist nicht umgekehrt … und nein, Du kannst leider nicht Schritt drei vor eins machen. Picasso konnte sehr gut realistische Bilder zeichnen – er hat sich einfach darüber weg gesetzt und de-Konstruktion betrieben. Aber er konnte malen, ich habe zwei sehr kitschig-realistische Bilder mit meinen eigenen Augen im ersten Raum des Picasso-Museums in Paris gesehen. Die Japaner nennen es Shu-Ha-Ri und haben eine ganze Philosophie darum herum in den Kampfkünsten entwicklet, aber der gesunde Menschenverstand reicht für uns. Egal wie sehr Du es liebts, mit den Seilen zu tanzen, egal wie intuitiv Du Verbindung zu Deinem Partner fühlen kannst, egal wie kreativ Du bist: Wenn Du gut (in Kinbaku) werden willst, musst Du einige Grundmuster und Prinzipien lernen. Es wird später so viel mehr Spaß machen, sie zu de-konstruieren…

Fehler Nummer Sechs (6): Den Zeck des ganzen vergessen: Etwas gemeinsam zu unternehmen

Schließlich gibt es meiner Meinung nach zu viele Leute, die sich übermäßig mit dem Material ihrer Seile oder ihrer Farbe beschäftigen, die lange über die richtigen Knoten oder Muster fachsimplen, die gerne und intensiv die verschiedenen Qualitäten des Seils berühren – aber nicht ihre Partner. Vielleicht ist das nicht ihre Absicht. Dann ist das gut! Es gibt viele Möglichkeiten, zu spielen, und zu genießen. Aber bitte nennt es dann nicht: Kinbaku. (Und bitte, erwähne das C-Wort niemals).

Für alle anderen, die Kinbaku lernen wollen: lass‘ los. Die Knoten und Muster werden im Laufe der Zeit perfekt, mit einem guten Lehrer, mit einem konsequenten System und – JA! – mit viel Training. Sie müssen in diesem Moment noch nicht perfekt sein. Bringt Energie und Leidenschaft da rein, auch schon im Training. Schaut Euren Partner an, berührt ihn (einvernehmlich!), seid verspielt! Habe ich schon erwähnt, dass Kinbaku erfunden wurde, um gemeinsam Spaß zu haben?

Es geht darum, gemeinsam einen Weg zu gehen. Es geht nicht um Dich Rigger mit Deinen Fähigkeiten. Es geht nicht um Dich Modell, mit Deiner Ausdauer oder Flexibilität oder Niedlichkeit. Es geht um die Geschichte, die Ihr gemeinsam erzählt.

Die Vermeidung dieser sechs Fehler wird Euch auf einen Weg des schnellen Lernens bringen, und damit zu schnellem Genuss auf Eurer gemeinsamen Reise. Habt Spaß!

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