Was muss ich aushalten, und wann muss ich aufhören? – wurde ich sehr oft gefragt

(c) Picture: Alexander Ma 

 

Oder: wo ziehe ich die Grenze? Es ist Die Frage im Rope Bottoming.. 

Hier ist mein Versuch einer Antwort von vor fünf Jahren: Good Pain vs. Bad Pain – eine Möglichkeit, wie man darüber nachdenken kann. Heute würde ich etwas anders antworten, und wahrscheinlich noch weniger konkret… 

Zuerst einmal: Diese Linie, diese Grenze, wird nicht ein für alle Mal gefunden. Es ist etwas, das wir jedes Mal neu entdecken müssen – abhängig von unserer Resilienz und unseren Zustand im Moment.

Es geht darum, uns selbst immer wieder neu zu begegnen – in der Situation von Rope / Impact Play.

Um diesen Prozess zu unterstützen, tut es gut, zu verlangsamen. Kleine Schritte in Richtung unserer Grenzen machen. Genau auf uns selbst hören.

Fragen: Wie fühlt sich jeder Schritt in meinem Körper an?

Wahrnehmen: Welche Empfindungen sind da – Druck, Temperatur, Bewegung…? Wie stark sind sie? Verändern sie sich, werden sie schärfer, dringlicher?

Um es greifbarer zu machen, hier ein paar Beispiele:

  • sanfte Wärme, die sich über die Haut ausbreitet
  • eisige Kälte, die in Finger und Zehen kriecht
  • plötzliche Hitze im Gesicht oder Brust 
  • langsames Auskühlen der Glieder durch eingeschränkten Blutfluss
  • sich ausbreitender Druck, als würde die Haut von innen nach außen gedrückt
  • schnelles Zittern eines ermüdeten Muskels
  • pulsierendes Pochen im Rhythmus des Herzschlags
  • kribbelnde Ameisen in Händen oder Füßen
  • langsame Taubheit, die sich von einem Gelenk ausbreitet
  • rhythmisches Hämmern im Kopf
  • Schwellungsgefühl, wenn Gewebe sich unter Druck füllt
  • stechender Schmerz wie von einer Nadel
  • dumpfes, schweres Ziehen in den Gelenken
  • brennende Stellen
  • Hautüberempfindlichkeit (jede Berührung verstärkt)
  • elektrisches Kribbeln, das über die Nerven jagt
  • hohles Gefühl im Magen
  • Summen oder Rauschen in den Ohren… 

…und alles andere – Millionen von Vorgängen – die wir in unserem Körper bemerken können, wenn wir gefesselt sind. Dies sind nur Beispiele.

Es ist hilfreich, diese Empfindungen zu merken. Und wenn die Session endet und die Seile abgenommen werden, kann man wahrnehmen, wie sie sich verändern. Beim nächsten Mal, wenn du gefesselt wirst, begegnest du einer vertrauten Empfindung wieder. Du wirst ein wenig mehr wissen, was sie für dich bedeutet und wie dringend sie ist.

Das ist die Arbeit: lernen, uns selbst zu fühlen.

Für manche von uns kommt diese Sensibilität leicht. Es ist ein wertvolles Geschenk.

Für andere erfordert es Mühe und Geduld, diese Fähigkeit zu entwickeln. Ich bin überzeugt, dass es wertvolle Arbeit ist, wenn wir mit Impact spielen und unsere Grenzen erforschen wollen.

Es gibt keine Abkürzungen auf diesem Weg.

Die anatomischen Vorträge über Nervenbahnen und Checklisten in Internetforen können uns theoretisches Wissen geben, aber sie sind auch irreführend. Denn die Linie – die Grenze, nach der wir suchen – wird nicht durch Wissen zugänglich. Sie will gefühlt werden. Sie ist eine Welle des autonomen Nervensystems, sie ist unsere Muskelspannung, Herzschlag und Puls, Schweiß und Atem. Sie ist unsere Fähigkeit, aufzunehmen und zu integrieren – und diese Fähigkeit zeigt sich an einer bestimmten Grenze.

Darum lohnt es sich, nach innen zu schauen. Es gibt buchstäblich nichts außerhalb deines Körpers, das dir einen Hinweis auf diese Fähigkeit geben könnte.

Sicherheit ist kein kognitives Konzept; sie wird gespürt.

Es geht darum, unseren sechsten Sinn zu entwickeln – eine Intuition.

Je mehr wir das üben, desto feiner wird unser „Sicherheitsradar“.

Unsere entwickelte Intuition ist das größte Geschenk, das wir als Rope Bottoms haben – und das größte, was wir in unsere Rope-Partnerschaften einbringen können…

Und wenn du Unterstützung dabei – und bei anderen Fragen rund ums Bottoming – haben möchtest, schau dir gerne mein Rope-Bottoming-Coaching-Angebot an (auch auf Deutsch verfügbar).