Der Besuch in Tokio war für uns das große Highlight im Frühjahr 2019. Wir hatten eine Woche – viel zu kurz und gleichzeitig übervoll mit Eindrücken.
Unterricht bei Naka Akira
Wir hatten die Gelegenheit, Naka San für Privatunterricht in seinem Studio zu treffen. Das Studio liegt etwas außerhalb des Zentrums von Tokio, in einer ruhigen Nachbarschaft. Auf dem Weg von der U-Bahn-Station zum Studio fanden wir sogar ein paar Kirschbäume, die in der letzten Phase der Blütezeit ihre rosa-weißen Blätter regneten.
Naka’s Studio ist klein und gemütlich, die Regale voll mit Büchern und DVDs. Naka-san hat sich wirklich Zeit für uns genommen, und viel gefragt: über unseren Weg ins Kinbaku, wie wir uns kennengelernt haben, warum wir fesseln. Irgendwie haben wir dann zusammen in einem Buch über die Geschichte der Kinbaku-Fotografie geblättert.
Technisch und konzeptionell haben wir viel mehr bekommen, als wir erwartet haben: Korrekturen in vielen Details zu den Grundlagen sowie Experimente zu subtilen Positionsänderungen und Ästhetik.
You are legend: Das Maniac-Festival 2019
Wir wollten schon lange nach Japan kommen. Trotzdem brauchte es einen Impuls von unseren Lehrern und eine Flasche Rotwein in Kopenhagen für unseren Entschluss, am Maniac-Festival teilzunehmen, um Riccardo Wildties & Red Sabbath, WykD Dave & Clover zu sehen, und natürlich auch die japanischen Performer.
Es stellte sich heraus, dass wir ein historisches Ereignis erlebt haben: die letzte Kinbaku-Show im DX-Theater. In einer schäbigen Seitenstraße im berühmten Shinjuku „Night Life“-Viertel gelegen, veranstaltete dieser Club viele BDSM- und Kinbaku-Shows. Es ist eigentlich ein sehr kleiner Stripclub, mit dem Hamburg, Frankfurt oder Amsterdam Flair der 90er Jahre… Um reinzukommen, haben wir uns für vier Stunden angestellt. Wir schafften es auf Platz 5 in der schnell wachsenden Schlange. Die Japaner waren super diszipliniert im Anstehen – und sehr vertrauensvoll. Es genügte, für die Kaffee- oder Snackpause einfach einen Campingstuhl oder einen Rucksack in der Reihe stehen zu lassen – niemand würde den Platz einnehmen.
Frühes kommen sichert gute Plätze: in unserem Fall einen der wenigen Sessel, ganz in der Nähe der Bühne. Die Bühne war eine rotierende Scheibe (Stripclub, uh?), und viele Leute saßen (oder standen) „hinter“ der Szene aus einer typischen Kinbaku-Performance-Perspektive. Die Darsteller hatten unterschiedliche Ansätze, sich dieser Herausforderung zu stellen… Wir werden uns hier sicher nicht auf dünnes Eis begeben, die einzelnen Shows zu beurteilen – einige mochten wir mehr, andere weniger… Hier ist aber ein Bericht aus einem japanischen Magazin über die Show.
Touristische Aktivitäten
Den Rest der (zu kurzen!) Zeit haben wir damit verbracht, in die belebten Straßen des alten und neuen Tokios einzutauchen. Das ist es, was wir lieben, das ist es, was wir immer wieder tun seit wir uns an diesem magischen Novembertag im Jahr 2010 in Shanghai getroffen haben, wenn wir an einem neuen Ort sind.
In Tokio war jeder Schritt auf der Straße faszinierend. Auf dem Weg zum Studio sahen wir die Kirschbäume, ihre letzten Blätter gebend. In den Gassen hinter der Roppongi-Station (wo unser Hotel war) fanden wir in der Abenddämmerung eine berührende Stille in einem kleinen Schrein. Der Fotograf fand Muster, Strukturen, Linien. Wir haben das pulsierende Leben auf der Ginza genossen und uns ins noch geschäftigere Shinjuku in der Nacht gestürzt. Wir haben uns mit anderen, hauptsächlich japanischen! Touristen angestellt, um ein Kabuki-Stück zu sehen. Wir waren in den berühmtesten, großen Tempeln und sind unter den Zedern im Meiji-Schrein spazieren gegangen. Und besonders berührend waren die Gräber der 47 Ronin im Sengakuji Tempel.