Meditation über das Taillen-Seil

Das Taillenseil (Waist-Rope) spielt eine wichtige Rolle in unserem Stil. Vielleicht kann man sogar sagen, dass es eines der essentiellen Stilelemente ist?

Brust und Schultergürtel sowie die Hüfte, das sind die beiden Schwerpunkte des Körpers. Es sind die beiden Pivots: Dreh- und Angelpunkt. Figuren im Raum entstehen durch Drehung um und in-Beziehung-setzen dieser beiden Punkte.

Viele Stile (und Nicht-Stile) kontrollieren die Hüfte mit einem stabilen Harness. Um diesen Harness herum finden die Suspensionen und Transitionen statt. Oft ist die Hüfte viel wichtiger als Schwerpunkt des Geschehens als der Schultergürtel.

Am poetischsten ist das wohl in der „Study of Falling“ demonstriert…

Naka-San macht keine Hüft-Harnesse. (Es gibt maximal diese sehr wackelige Konstruktion von zwei Schlaufen an den Oberschenkeln, über den Hintern verbunden: die Naka-Höschen. Wir nutzen diese quasi nie.)

Ein bisschen kann man sagen, dass diese Extravaganz uns in diesen Stil „getrieben“ hat: Hüft-Harnesses waren und sind „hard limit“ für Natasha. Unverhandelbar…

Deshalb verwenden wir stattdessen das Taillenseil. Ein Taillenseil ist immer auch „seme“.

Ein gut geknüpfter Hüftgurt gibt einen gewissen „Komfort“. Deshalb kann man in verschiedene Suspensionen gehen. Die Hüfte wird sicher gehalten. An der Taille, wo unsere inneren Organe (und unser Hara) ungeschützt vom Käfig der Hüftknochen sitzen, wird es sich nie „bequem“ anfühlen. Am Hüftseil trennen sich die Menschen, die sich auf diesen Stil einlassen wollen, von denen, die das nicht wollen (was völlig in Ordnung ist).

Es gibt Formen, bei denen die Hüfte durch die Verbindung der Taille mit den Beinen „eingerahmt“ wird, bei denen ein Harness auf der Basis eines Taillenseils gebildet wird: Halb- / oder Voll-Monoblock, Mermaid-Harness oder Agura.

Bei vielen Figuren ist das Taillenseil technisch nicht notwendig: Kata-ashi, Futomomo-Suspensionen, Gyaku-ebi… Dennoch ist es meistens vorhanden. 

Es attackiert das Zentrum des Bottoms an, zeigt ihm, wie verletzlich sie ist. Es bringt sie aus dem Gleichgewicht, drückt auf empfindliche Stellen, nimmt ihm den Atem. Es ist „seme“.

Das Taillenseil kann auch das wesentliche Element in einer Suspension werden. Zwar ist die Hüfte nicht so sicher umschlossen wie bei einem Hüftgurt, aber immerhin: Man kann sicher darin hängen. Viele Kopfüber-Aufhängungen (Sakasa) basieren auf einem gut geknüpften Taillenseil.

In den meisten Sessions fessle ich ein Taillenseil. Es ist ein Hauptelement meines Semenawa. Weil es so vielfältig eingesetzt werden kann, ist es auch eines der Seile, mit denen ich die Aktion in „Schwebe“ halte. Mit einem Taillenseil ist noch nichts entschieden – außer, dass es für meine Partnerin etwas unbequemer, herausfordernder sein wird.

Und darum geht es ja auch…